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Bedürfnisse, Motivation und Entwicklung: Maslow und Herzberg in Zeiten von New-Work

Hierarchien und Organigramme hatten früher eine viel höhere Bedeutung als dies heute der Fall ist. Es braucht eine gewisse „Ordnung“, aber Teilnehmer moderner Unternehmensstrukturen wünschen sich einen Umgang auf Augenhöhe; Titel auf Visitenkarten, Eckbüro oder der Parkplatz direkt am Gebäude sind im Zeitalter von flexiblen Arbeitsmodellen längst ein Anachronismus.

Zwei Theorien haben sich bezüglich „menschlicher Bedürfnisse“ und „Zufriedenheit im Arbeitsalltag“ etabliert - besser wäre zu sagen, hatten sich etabliert. Da ist zum einen Maslow‘s Bedürfnispyramide; diese beschreibt, wie sich die Bedürfnisse von Menschen hierarchisch aufbauen. Die Basis der Pyramide sind Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Sicherheit und Schlaf, die zuerst erfüllt werden müssen, bevor höhere Bedürfnisse wie soziale Anerkennung, Wertschätzung und Selbstverwirklichung angegangen werden können (Wikipedia: Maslowsche Bedürfnispyramide). Demnach haben wir Sehnsüchte und Wünsche, die dem eigenen Leben ein Qualitätsmerkmal geben - mit dem übergeordneten Ziel, „das eigene Wesen völlig zur Entfaltung zu bringen“ (Oscar Wilde).

Neben Maslow zählt noch Herzbergs Zwei-Faktoren-Theorie zu den bekanntesten Motivationstheorien (Gabler: Prof. Dr. Günter W. Maier, Zweifaktorentheorie). Diese beschreibt, dass die Arbeitszufriedenheit von zwei Faktoren abhängt: Hygienefaktoren und Motivationsfaktoren. Hygienefaktoren sind Bedingungen wie Gehalt, Arbeitsumfeld und Arbeitsplatzsicherheit - diese sind zwar notwendig, um Unzufriedenheit zu vermeiden, tragen aber nicht automatisch zur Zufriedenheit bei. Motivationsfaktoren wie Leistung, Anerkennung und Wachstum sind dagegen direkt mit der Arbeitszufriedenheit verbunden. Wichtig dabei ist, dass die Erfüllung von Hygienefaktoren allein nicht ausreicht – es müssen zwingend Motivationsfaktoren wie persönlicher Fortschritt erfüllt sein, um eine hohe Arbeitszufriedenheit zu erreichen.

Persönliche Entwicklung und Karriere ohne Schulterstücke

Wenn man fragt, was sich Mitarbeiter von ihrem Unternehmen wünschen, dann steht Weiterentwicklung immer auf dem oder den ersten Plätzen. Auf die Arbeit bezogen wächst man mit seinen Aufgaben, resultierend aus „der Entwicklung und den Fortschritt, den man in seinem Beruf macht“. Dieses kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, darunter Erfahrungen, Weiterbildung oder berufliche Netzwerke. Obwohl der Begriff "Wachstumsmöglichkeiten" oft mit Karriereleitern und Beförderungen assoziiert wird, haben sich andere Wege herauskristallisiert, auf denen sich Wachstum im Arbeitsalltag entwickeln kann. Denn in Zeiten von New-Work ist es unnötig innerhalb des Organigramms seine Position zu verändern, nur um mehr Verantwortung und höhere Gehälter zu erlangen. Mehr Freiheit im Job, der Wunsch nach selbstbestimmtem Arbeiten ohne starre Hierarchien, wird immer wichtiger und Karriereleitern obsolet.

Laut Bitkom oder WeAreDevelopers zählt fachliche Entwicklung zum wichtigsten Wohlfühl-Kriterium. Führungsverantwortung und „die nächste Sprosse auf der Leiter“ landet bei den Befragten gerade mal knapp im Mittelfeld. Neue Fähigkeiten und Kenntnisse zu erwerben ist wichtig - Lernen sollte nie aufhören. Dies kann durch eine Vielzahl von Aktivitäten erreicht werden, wie z.B. Schulungen, Workshops, Mentoring-Programme oder Selbststudium. Die Entwicklung neuer Fähigkeiten trägt dazu bei, mit Freude seine Potentiale und Fähigkeiten einbringen zu können. Es gibt weitere Faktoren, die das eigene Wachstum fördern und es ist erstrebenswert, die unterschiedlichen Möglichkeiten für sich selbst „kritisch zu würdigen“. Frei nach der Philosophie der Stoiker „entstehen (Wohlfühl)gefühle erst durch unsere Bewertungen von Situationen. Es gilt im Leben also zu unterscheiden, was man beeinflussen kann und was nicht. Und man muss erkennen, dass man selbst Herr über seine Gedanken und Gefühle ist“ und nicht äußerliche Faktoren. (SWR2: Kussmann, Philosophie der Gelassenheit, 2022). Mehr dazu in einem späteren Beitrag.

Wie macht Selbstverwirklichung „glücklich“?

Insgesamt ist es wichtig zu verstehen, dass eine berufliche Karriere allein nicht ausreicht, um das Glück im Leben zu finden. Forscher aus Harvard sind dem mit einer Langzeitstudie auf den Grund gegangen (ARD alpha: Was uns wirklich glücklich macht, 2023). Ergebnis: Die wichtigste Zutat für Glück und Gesundheit sind gute zwischenmenschliche Beziehungen – dabei geht Qualität vor Quantität. Ein ausgewogenes Leben, in dem Zeit für Familie, Freunde und Hobbys leicht möglich ist, ein Gefühl von Sinn und Zweck im Leben, sowie eine Arbeit, die den eigenen Werten und Interessen entspricht, sollten sich ergänzen. Eine erfolgreiche Karriere kann ein wichtiger Teil des Lebens sein, aber sie sollte nicht das Einzige sein, auf das man sich konzentriert. Dann kommt man seinem Ich näher und hat Möglichkeiten, sich selbst zu verwirklichen.

[MJA]

Über Maslow und Herzberg

  • Abraham Maslow war ein amerikanischer Psychologe, der vor allem für seine Theorie der menschlichen Bedürfnisse bekannt ist. Er wurde am 1. April 1908 in Brooklyn, New York, geboren und starb am 8. Juni 1970 in Kalifornien. Maslow studierte Psychologie an der University of Wisconsin und promovierte an der University of Chicago. Er war Professor für Psychologie an verschiedenen Universitäten und war auch Präsident der American Psychological Association. Maslows bekannteste Theorie ist die Hierarchie der menschlichen Bedürfnisse. Diese besagt, dass Menschen bestimmte Bedürfnisse haben, die in einer bestimmten Hierarchie angeordnet sind. Die unteren Bedürfnisse wie physiologische Bedürfnisse und Sicherheitsbedürfnisse müssen erfüllt sein, bevor höhere Bedürfnisse wie soziale Bedürfnisse, Bedürfnisse nach Anerkennung und Selbstverwirklichung erfüllt werden können. Maslow gilt als einer der einflussreichsten Psychologen des 20. Jahrhunderts und hat einen großen Einfluss auf die moderne Psychologie und Selbsthilfebewegung gehabt.

  • Frederick Herzberg war ein amerikanischer Psychologe und Management-Theoretiker, der für seine Beiträge zur Motivationstheorie und zur Arbeitszufriedenheit bekannt ist. Er wurde am 18. April 1923 in Massachusetts geboren und starb am 19. Januar 2000 in Utah. Herzberg studierte Psychologie an der City College of New York und promovierte an der University of Pittsburgh. Er arbeitete in verschiedenen Unternehmen und als Professor für Management an verschiedenen Universitäten. Herzbergs bekannteste Theorie ist die Zwei-Faktoren-Theorie der Motivation, auch bekannt als Motivations-Hygiene-Theorie. Diese besagt, dass es bestimmte Faktoren gibt, die die Arbeitszufriedenheit beeinflussen. Faktoren wie Anerkennung, Verantwortung und Wachstumsmöglichkeiten sind sogenannte Motivatoren, die zu höherer Zufriedenheit führen können, während Faktoren wie Gehalt, Arbeitsbedingungen und Beziehungen zu Vorgesetzten als Hygienefaktoren bezeichnet werden und dazu beitragen können, Unzufriedenheit zu vermeiden, aber nicht unbedingt zur Zufriedenheit beitragen. Herzberg hatte einen großen Einfluss auf die moderne Management-Theorie und seine Ideen haben dazu beigetragen, dass Unternehmen ein besseres Verständnis dafür haben, wie sie Mitarbeiter motivieren und zufriedenstellen können.

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